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Samstag, Juni 21, 2008

29) Unsere letzte Woche im Gargano

Der längste Tag (21.6.2008)

Das wolkenlose und heisse Wetter hält an. Seit einer Woche haben wir nur noch Tropennächte. Auch den heutigen, längsten Tag des Jahres starten wir mit 23 Grad. Die Sonne scheint heute im Gargano beachtliche 15 Stunden 41 Minuten. Die 30 Gradmarke erreichen wir heute Nachmittag mühelos. Dank des Windes ist es aber trotzdem angenehm und überhaupt nicht schwül.

Trotz Morgenwind tätigen wir nach dem Frühstück erst ein paar Einkäufe in "Vieste". Im Internet-Point führe ich unser Reisetagebuch nach und lade die neuesten Wind- und Wetterprognosen herunter. Dann geht es im Eiltempo zurück zum Campingplatz. Wir wollen ja so schnell als möglich aufs Wasser. Wer weiss, wie lange dieser Traumwind noch weht?

Und tatsächlich ist der Wind heute schon etwas schwächer als gestern. Für eine Stunde reicht es mit 4 bis 5 Bf. gerade noch für unsere kleinen Bretter mit 6,2 m2 bzw. 5,4 m2 Segel. Nach 14.00 Uhr nimmt der Wind rapide ab, so dass wir um 15.00 Uhr endgültig die Segel streichen und uns für eine "Cappuccino"-Fahrt zur Texas-Bar entscheiden.

Surfen

Weil es so heiss ist, fahren Anita und ich die ca. 7 km mit dem Roller, wie echte Italiener, nur mit T-Shirt, Nierengurt und Helm.

Roller

Bei Sonnenuntergang um 20.00 Uhr messen wir immer noch 27 Grad. Es wird wieder eine heisse Nacht mit Mückenjagd werden. Wir erleben einmal mehr eine wunderschöne Sonnenuntergangsstimmung am Strand.

Sonnenuntergang

Die Bucht ist allerdings so gelegen, dass die Sonne selbst am längsten Tag, wie man sieht, nicht über dem Meer untergeht.

Sonnenuntergang

Dazu müsste man in die nächste nördlichere Bucht wechseln. Stattdessen geniessen wir jeden Morgen das Privileg eines traumhaften Sonnenaufgangs über der Adria (Foto aufgenommen um 05.00 Uhr). Die effektive Sonnenaufgangszeit am längsten Tag wäre zwar bereits um 04.22 Uhr. Der Gargano liegt mit der MEZ in der gleichen Zeitzone wie die Schweiz, liegt aber bedeutend östlicher.

Sonnenaufgang

Bis auf weiteres wolkenloses, warmes Wetter (22.6.2008)

Die Wetterprognosen für die nächsten 7 Tage bis zu unserer Abreise sind hervorragend. Eine mediteranes Hochdruckgebiet sorgt für dauerhaftes wolkenloses und warmes Wetter mit Temperaturen zwischen 27 und 30 Grad. Bei dieser Wetterlage müssen wir leider damit rechnen, dass die Windverhältnisse eher schlechter werden, weil keine grossen Druckunterschiede mehr da sind. Bis jetzt hatten wir aber noch Glück uns auch heute weht für ca. 3 Stunden ein konstanter Wind aus Norden mit 4 bis 5 Bf.

Viel Sonne, wenig Wind (23.6.2008)

Wir haben eine hart umkämpfte Nacht hinter uns. Rekord verdächtige 15 Mücken haben wir fachgerecht mit unserem elektrischen "Tennisschläger" ins Jenseits geschickt (siehe auch unseren Beitrag vom 18.6.2008). Infolgedessen kamen wir kaum zum Schlafen.

Mückenjagd

Wir haben nun beschlossen, radikal gegen diese Biester vorzugehen. Als erste Massnahme untersuchen wir alle Mückengitter sorgfältig auf eventuelle schadhafte Stellen. Durch die feinen Maschen könnte höchsten eine Minimücke schlüpfen. Nur die Mückennetze bei den Kühlschranklüftungsgittern von "Dometic" sind möglicherweise etwas zu grobmaschig ausgefallen. Die Mücken landen dann allerdings erstmal nur im Hohlraum hinter dem Kühlschrank. Eine direkte Verbindung zum Innenraum besteht nicht.

Beim Dachventilator haben wir alle Spalten sorgfältig abgeklebt. Heute Abend wollen wir präventiv die ganze Ventilatorenöffnung mit einem Plastiksack abdecken, weil auch da die Mückengitter etwas zu grobmaschig ausgefallen sind.

Ventilator

Zweifelhaft sind immer noch die neuen Fenster von "Seitz". Die führende Firma für Campingfenster ist seit ein paar Jahren von den flachen zu den Faltrollos übergegangen, welche deshalb keine sauber abgedichtete Führungsschiene mehr besitzen. Wenn man das Mückennetz ganz nach unten zieht, liegt es immerhin satt am Rahmen an, zumindest solange kein Wind das Netz verrückt. Ganz zuverlässig halten diese Rollos die Mücken jedenfalls nicht ab.

Seitzfenster

Auch die Fahrerkabine haben wir unter die Lupe genommen und alle Lüftungsklappen konsequent geschlossen. Hier sollten die Mücken also keinen Weg ins Innere finden. Ausserdem halten wir die Verbindungstüre zur Fahrerkabine nachts geschlossen, ein weiteres Hindernis für die Plagegeister.

Ein weiterer Unsicherheitsfaktor stellen die Heizungsgitter bei Konvektoren dar, welche sich in den Hohlräumen im Zwischenboden befinden. Auf der rechten Seite konnten wir diese Schwachstelle mit einem zusätzlichen Mückennetz abdichten. Auf der linken Seite ist eine totale Abschottung jedoch sehr schwierig, weil dort die Womobatterie mit dem Elektroblock verstaut ist und einige Kabeldurchlasse bestehen. Mit einer Holzabdeckung konnten wir diesen Weg immerhin etwas erschweren. Da wir indessen sämtliche Aussenklappen konsequent geschlossen halten, ist dieser Weg eher unwahrscheinlich, vor allem, wenn man von 15 Mücken pro Nacht ausgeht :-) Die folgende Nacht wird zeigen, ob all unsere Massnahmen von Erfolg gekrönt sind.

Übrigens, der Surfwind ist heute, wie befürchtet, noch einmal weniger geworden. Gerade mal eine Stunde konnte ich bei 2 bis 3 Bf. mit dem grossen 130 Liter "Breeze S" von Lorch und dem 7.0 m2 V8-Segel von "Neil Pryde" surfen. Anita ist überhaupt nicht aufs Wasser gegangen.

Ich habe also jede Menge Zeit, unser Dach von den klebrigen Absonderungen der Nadelbäume zu säubern. Anita bäckt uns inzwischen für den "Zvieri" (schweizerdeutsch für Vier-Uhr-Kaffee-und-Kuchen) einen köstlichen Apfelkuchen. Gemeinsam mit Dagmar und Eugen lassen wir uns das feine Gebäck bei einem selbst gebrauten Café schmecken.

Apfelkuchen

Zum ersten Mal seit wir hier sind, schläft der Wind bis zum späten Nachmittag völlig ein, so dass wir mit dem spiegelglatten Meer eine wunderbare Abendstimmung erleben. Die zarten rosablauen Farbtöne des Himmels spiegeln sich im Meer.

Abendstimmung

Der laue Abend ist wie geschaffen für einen Spaziergang am Strand. Um 21.00 Uhr zeigt das Thermometer immerhin noch 25 Grad an.

Abendstimmung

Und noch eine Temperatursteigerung (24.6.2008)

An die heissen Tropennächte über 20 Grad haben wir uns mittlerweile gewöhnt. Die Kampfmassnahmen gegen die Mückenplage in unserem Reisemobil haben sich bewährt. Gerade mal 2 Mücken hatten wir in der vergangenen Nacht gesichtet. Es scheint, dass als Schwachstelle das Ventilatordachfenster mit den etwas grobmaschigen Mückengittern in Frage kommt. Im elektrischen Insektenvernichter, den wir in der Fahrerkabine plaziert haben, war ebenfalls eine Mücke zu sehen. Möglicherweise ist diese mit den Surfanzügen, die wir dort lagern, ins Fahrzeug gelangt.

Nach Sonnenaufgang beginnen die Temperaturen steil nach oben zu steigen. Mittags messen wir trotz Wind bereits 28 Grad am Schatten. Ein wenig später sind es sogar 30 Grad. Abends um 21.00 Uhr sind es immer noch 28 Grad, ein Hochsommerabend, wie er bei uns zuhause wohl eher selten vorkommt. Auch die Wassertemperaturen bewegen sich mittlerweile zwischen 25 und 27 Grad. Da hilft auch ein Wechsel in den ebenso warmen Swimmingpool nicht mehr.

Swimmingpool

Die Meisten suchen Kühlung, soweit möglich, im Meer. Der Strand ist vor und nach der "Siesta" ziemlich übervölkert und die meisten der Sonnenschirme belegt (Teleaufnahme unseres Strandabschnittes).

Strand

Bei Ebbe bilden Lagunen mit Badewannentemperaturen, die von Jung und Alt zum Spielen genutzt werden.

Strand

Der Wind ist mit 2 bis 3 Bf. heute nur für Surfer mit Schwachwindausrüstung zu geniessen. Immerhin kann ich mit meinem "Lorch" und dem 7.0 m2 Segel über 3 Stunden surfen. Auch Dagmar war für kurze Zeit auf dem Wasser. Für Anitas und Eugens Surfausrüstung war der Wind leider zu schwach. Als kleinen Trost unternehmen wir gemeinsam einen kleinen Spaziergang entlang des Strandes zum Terrassen-Café "Cala Azzurra" und trinken dort einen feinen Cappuccino. Die Aussicht auf die Bucht ist einmalig (siehe auch Beitrag vom 6.6.2008). Das nachfolgende Bild zeigt unsere Bucht vom nördlichen Ende aus fotografiert. Das "Cala Azzurra" befindet sich am anderen Ende der etwa 3 km grossen Bucht.

Strand

Jeden Abend um ca. 17.30 Uhr fährt die "Tremiti"-Fähre an unserer Bucht vorbei nach "Vieste", ein prachtvolles Schiff.

Fähre

Die bisher heisseste Nacht (25.6.2008)

Nur nicht bewegen, lautet unsere Devise, wenn es in der Nacht kaum mehr abkühlt und wir schweissgebadet im Bett liegen. Erstaunlicherweise haben wir trotzdem gut geschlafen, obwohl wir eben eine echte Tropennacht hinter uns haben. Die Temperaturen sind nicht mehr unter 25 Grad gesunken und schon um 09.00 Uhr übersteigt das Thermometer die 28 Grad-, um 10.00 Uhr die 30 Gradmarke. Unser morgentliches Fitnessprogramm halten wir auf dem Minimum. Dank selbst eingebauten Zusatzventilatoren, hält unser Kühlschrank gut durch und zeigt immer noch eine Innentemperatur von 7 Grad an.

Nach dem Morgenessen fahren wir mit dem Roller nach Vieste". Anita hat einen Termin bei Friseur und ich aktualisiere in inzwischen wieder einmal unser Reisetagebuch im Internet. Wegen der herrschenden Wärme fahren wir heute sogar ohne Nierengurt. Anita ist mit der neuen Frisur für nur 20 Euro sehr zufrieden. Bei uns zuhause hätte sie dafür ein Mehrfaches bezahlt.

Auf der Rückfahrt spüren wir bereits den Gegenwind, der am Nachmittag bis auf 3 Bf. auffrischt. Obwohl ich heute verspätet, erst um 14.00 Uhr aufs Wasser gehe, kann ich trotzdem noch 3 Stunden mit Gleitwind surfen. Anita hat keine Lust und liest am Strand ein Buch. Durch den herrschenden Wind werden selbst 32 Grad als angenehm empfunden.

Vorbereitung zur Abreise (26.6.2008)

Allmählich beschäftigen wir uns mit unserer Rückreise in die Schweiz. Da für die nächste Zeit kein Wind mehr vorhergesagt ist, säubern wir heute als erstes unser Surfequipment und packen es zusammen. Nur die beiden grössten Segel lassen wir noch aufgeriggt. Man weiss ja nie, ob die Windprognosen stimmen ;-)

Und es kommt, wie es kommen musste. Mit 4 Bf. aus Norden gibt uns der Gargano sein Abschiedsgeschenk. Für 2 Stunden fegen wir wie Besessene durch die Bucht und freuen uns noch einmal über den tollen Wind. Dann heisst es aber endgültig zusammenpacken. Es gibt viel zutun. Zuerst waschen wir das ganze Surfequipment mit Süsswasser ab und legen es zum Trocknen an die Sonne. Bei über 30 Grad am Schatten geht dies ruckzuck. Auch die Markise und das Dach bedürfen einer gründlichen Reinigung. Die über zwei Monate angesammelten Nadeln, Blätter, klebrigem Blütenstaub- und Harzabsonderungen von den Bäumen haben auf dem ganzen Fahrzeug ihre Spuren hinterlassen.

Auto

Am Abend fahren wir zur Belohnung für die harte Arbeit mit dem Roller nach "Vieste", nota bene, im T-Shirt und Shorts, ohne Nierengurt. So warm ist es noch um diese Zeit (29 Grad) und dazu noch windstill. Beim letzten Mal haben wir das Restaurant "Osteria degli Angeli" aus Windgründen gemieden und holen dies nun nach. Das Lokal hat in den Terrassenhängen inmitten von "Vieste", unterhalb des Stadttores, ihre Tische aufgestellt mit direktem Blick auf die Neustadt und den Hafen.

Osteria

Das Restaurant ist noch um eine Stufe besser, als das bereits beschrieben "Borgo Antico", welches gleich darüber liegt. Die Bedienung ist hervorragend und das Essen ebenfalls, die Preise jedoch nur unmerklich höher. Allein schon die mit der Rechnung präsentierte Visitenkarte des Lokals mit angehängter künstlerisch gestalteter Postkarte ist beeindruckend.

Osteria

Da die Gartenplätze mit Aussicht nicht so zahlreich sind, empfiehlt sich eine Vorreservation. Das Dessert genehmigen wir uns beim anschliessenden Flanieren in den belebten Strassen von "Vieste".

Nach einer "Crêpe Tedeska" schieben wir noch eine Gelati nach :-) Es ist ein wunderbarer Abend, wie er schöner nicht sein könnte. Wir bummeln zum zigsten Mal durch die Altstadt. Da inzwischen bereits Saison ist, sind weit mehr Läden und Lokale geöffnet, als noch vor wenigen Wochen. Aus jedem, noch so kleinen, Kellergewölbe entsteht ein Laden, eine Boutique, eine Bar oder eine Gelateria. Wir geniessen ein letztes Mal vor unserer Abreise das unvergleichliche Ambiente dieser lebendigen Stadt. Diesmal wird es zwei Jahre dauern, bis wir unser geliebtes "Vieste" wieder sehen werden.

Letzter Tag vor Abreise (27.6.2008)

Wie auf Wunsch bleibt es heute praktisch windstill. Es gibt für einen Surfer nichts frustrierendes, wenn er seine Ausrüstung bei Superwind zusammenpacken muss. Doch vorab schwelgen wir noch einmal im Frühstück mit frischen "Brioche" aus der nahen "Paticceria Terrazza" und dem knusprigen und geschmackvollen Brot des MC-Supermarktes.

Brioche

Den Rest des Tages verbringen wir mit Säubern, Aufräumen und Zusammenpacken der ganzen Campingausrüstung. Mit dem Roller bringe ich noch die gemietete Gasflasche nach "Vieste" zurück, obwohl diese nicht ganz leer geworden ist. Endlich am späten Nachmittag haben wir alles aufgeladen und sind praktisch Abfahrbereit. Verschwitzt und dreckig von der Arbeit bei über 30 Grad, sehnen wir uns nur noch nach einer kühlenden Dusche. Ein letztes Mal geniessen wir im Terrassenrestaurant "Le Diomedee" eine Pizza.

Le Diomedee

Ci vediamo...

Erfasst von Heinz am Samstag, Juni 21, 2008 - 19:33
Aktualisiert: Montag, Juli 07, 2008 19:27
Kategorie(n): * Camping, Italien |